Herzkatheteruntersuchungen

In der Klinik für Kardiologie werden erworbene Herzerkrankungen (vor allem Koronare Herzerkrankung (KHK) und Herzinfarkt) mittels Herzkatheteruntersuchungen diagnostiziert und zum Teil auch behandelt.

Bei einer Herzkatheteruntersuchung wird eine dünne Sonde (der Herzkatheter) über ein Blutgefäß zum Herzen geführt. Mittels Röntgenkontrastmittel, das in Abständen durch den Katheter in die Blutgefäße gespritzt wird, werden die Herzkranzgefäße sichtbar gemacht, Verengungen können erkannt und behandelt werden.

Über die Blutgefäße kann der Herzkatheter darüber hinaus durch die Herzklappen in das Herz geschoben werden. Erkrankungen der Herzklappen, der Herzkammern und des Herzmuskels können so diagnostiziert und zum Teil auch behandelt werden.
Für diese Untersuchung bekommen die Patienten eine lokale Betäubung im Bereich der Punktionsstelle (Leiste oder Handgelenk), eine Vollnarkose ist nicht notwendig. Die Patienten sind bei dieser Untersuchung wach und können auf einem Monitor die Untersuchung verfolgen. Sollten sie sehr aufgeregt sein, kann ihnen ein Beruhigungsmittel gegeben werden.

Pro Jahr werden in unserer Klinik ca. 2.250 Untersuchungen bzw. interventionelle Eingriffe durchgeführt.
 

Notfall-Herzkatheter

Ein besonderer Schwerpunkt ist die Akutversorgung des akuten Herzinfarktes. Durch die Ausrüstung der Rettungsfahrzeuge im Landkreis Lüneburg mit einem Kombinationsgerät aus Defibrillator und einem EKG-Monitor (Cor-Puls) besteht die Möglichkeit, das EKG per Datenfunk vom Notarztwagen zu einer Empfangsstation auf die Intensivstation B.1 des Klinikums zu übertragen. Schon während des Rettungseinsatzes kann die Zeit genutzt werden, um die weitere Behandlung vorzubereiten.
Mit der Übertragung des EKGs ist das Infarktbild des Patienten dem Klinikarzt bereits bekannt, bevor der Patient eingeliefert wird. Durch die Einrichtung eines Katheterlabors nahe der Intensivstation und dessen ständiger „rund um die Uhr“ Verfügbarkeit ist eine schnelle und effektive Behandlung gewährleistet. Diese Möglichkeit der kathetertechnischen Behandlung des Myokardinfarktes wird auch von kooperierenden Krankenhäusern der Umgebung in Anspruch genommen.
 

24-Stunden-Bereitschaft des Herzkatheterpersonals

Die größte Anzahl der Herzkatheteruntersuchungen bzw. -eingriffe kann geplant (elektiv) durchgeführt werden. Im Notfall ist eine Herzkatheteruntersuchung unverzüglich notwendig, d. h. in der Nacht oder am Wochenende. Daher ist eine 24-Stunden(365 Tage)-Bereitschaft der Klinik für Kardiologie schon seit vielen Jahren selbstverständlich. Pro Jahr erfolgen ca. 450 Herzkatheterbehandlungen außerhalb der „Dienstzeit“.
Beim Katheterverfahren werden folgende Eingriffe (Koronarinterventionen) unterschieden:

  • Ballonangioplastie (PTCA): Aufweitung einer Herzkranzgefäßverengung mittels Ballonkatheter, bei Gefäßverschlüssen Wiedereröffnung (Rekanalisation) mit Spezialdrähten
  • Metall-Stent-Implantation (bare-metal-Stent): Nach Ballonangioplastie in ca. 80 Prozent der Fälle zur Stabilisierung (Stützung) der Gefäßwand. Die konventionellen Stents bestehen aus rostfreiem Edelstahl.
  • Drug-Eluting-Stent-Implantation (medikamentenbeschichteter Stent): Die Metallstents üben einen „Fremdkörperreiz“ auf die Gefäßwand aus, dies führt in 20 bis 30 Prozent der Fälle zu einer Wiederverengung des Gefäßes durch überschießendes Zellwachstum. Die neuartigen Stents sind mit einem zellwachstumhemmenden Medikament beschichtet. Die Restenoserate kann auf deutlich unter 10 Prozent reduziert werden, wobei besonders Diabetiker profitieren.
  • Drug-Eluting-Ballonangioplastie: Seit 2009 kommen auch medikamentenbeschichtete Ballons zum Einsatz. In der Regel wird zunächst eine normale Ballonaufdehnung durchgeführt und in einem zweiten Schritt ein Medikament über den beschichteten Ballon im Stenosebereich appliziert. Sollte diese Aufdehnung allein nicht ausreichen, kann noch ein normaler Metall-Stent eingesetzt werden. 
  • Thrombusschutzsysteme (Absaug-, Filterkatheter): Bei einem koronaren Eingriff kann Plaquematerial nach hinten (distal) in das Gefäß geschwemmt werden und dort eine Blutminderversorgung (Ischämie) oder einen Herzinfarkt verursachen. Dies kann durch spezielle Filter- oder Verschluss- und Absaugsysteme verhindert werden. Als Hauptindikation sind Eingriffe an Bypass-Gefäßen zu nennen.