Ultraschall in der Neurologie

Doppler- und Farbduplexsonographie der hirnversorgenden Arterien

Die Ultraschalldiagnostik (Sonographie) in der Neurologie beinhaltet die Beurteilung der den Kopf und das Gehirn versorgenden Schlagadern (Arterien) mit der sogenannten Doppler- bzw. Farbduplexsonographie.

Außerhalb des Kopfes (extrakraniell) sind das die großen vorderen Halsschlagadern (Arteria carotis) und die kleineren hinteren Halsschlagadern (Arteria vertebralis). Mit modernen Geräten gelingt es, auch Arterien innerhalb des Kopfes (intrakraniell) darzustellen. Hierbei wird der Ultraschallkopf vom Untersucher an die Schläfen bzw. am Nacken vor das große Hinterhauptsloch (Foramen magnum) gehalten. Untersucht werden die sogenannten Hirnbasisarterien, die anatomisch im ringförmigen Circulus Willisii mit den davon abzweigenden vorderen, mittleren und hinteren hirnversorgenden Arterien (Arteria cerebri anterior, media und posterior) angeordnet sind, sowie die intrakraniellen Abschnitte der Vertebralarterien, die sich vor dem Hirnstamm zur Arteria basilaris vereinigen.

Bei allen beschriebenen Gefäßen ist eine Analyse der Blutfluss- geschwindigkeit möglich. Hierbei wird vom Ultraschallgerät die von dem österreichischen Physiker Christian Doppler im 19. Jahr- hundert entdeckte (und nach ihm benannte) Frequenzverschiebung bei sich in Relation zueinander bewegenden Körpern ausgenutzt, um, analog zu einer Radarfalle im Straßenverkehr, die Geschwindigkeit der roten Blutkörperchen zu bestimmen. Farbig kodierte Geschwindigkeits- und Richtungsinformationen werden auf das übliche graue Schnittbild projiziert (Duplexsonographie) und somit anatomische und funktionelle Information vereint.

In der neurologischen Gefäßultraschalldiagnostik werden hauptsächlich Verengungen (Stenosen), Verschlüsse, aber auch Umgehungskreisläufe beurteilt. Sie ist eine Standardmethode in der Ursachenklärung von Schlaganfällen und wird schon aus der Notfallaufnahme heraus oder von der Stroke-Unit initiiert. An den extrakraniellen Halsgefäßen lassen sich mit der anatomischen Information der Duplexsonographie zudem direkt arteriosklerotische Ablagerungen, Änderungen der Gefäßwanddicke oder Einblutungen in eine Gefäßwand (Dissektion) darstellen.

Die gesamte Untersuchung dauert im Allgemeinen ca. 20 bis 30 Minuten und wird, unter Supervision des zuständigen Oberarztes, von einer in der Technik erfahrenen MTA durchgeführt. Durch ihre Harmlosigkeit und leichte Anwendbarkeit ist die Ultraschalldiagnostik besonders auch für Verlaufsuntersuchungen geeignet.

Sonographie bei Verdacht auf eine Arteriitis temporalis

Die Arteriitis temporalis (neuer: Riesenzellarteriitis) ist eine systemische Gefäßentzündung, die vor allem bei älteren Menschen die Schläfenarterien befällt. Unbehandelt besteht ein Risiko von 20 Prozent zu erblinden, da die Entzündung der Arterien zu einer ungenügenden Durchblutung der Sehnervenpapille führt. Ein Baustein der Diagnostik ist die spezielle Ultraschalluntersuchung der teils schmerzhaft verdickten Gefäße, bei der sich Wandverdickungen (Halo) darstellen lassen. Gemäß Empfehlungen der Europäischen Rheumaliga (European League against Rheumatism – EULAR) ist die Duplex-Sonographie der Temporalarterien die Methode erster Wahl in der Diagnostik einer Riesenzellarteriitis mit kranialem Befallsmuster. Bei entsprechender Diagnostik und einem raschen Therapiebeginn mit Cortisonpräparaten ist der Erkrankungsverlauf meist gutartig, wenn auch langwierig.

Sonographie von Nerven und Muskeln

In Ergänzung zur Elektroneurographie und Elektromyographie lassen sich mit diesem Verfahren Zusatzinformationen erlangen. Besonders ist dies bei der Frage nach einem Karpaltunnelsyndrom und bei der Diagnose entzündlicher Neuropathien (z. B. Chronisch Inlammatorische Demyelinisierende Polyneuropathie (CIDP)) der Fall.

Sonographie der Augenhöhle (Orbita)

Dieses Verfahren setzen wir sowohl bei bestimmten Erkrankungen der Augenmuskeln (Myositis) als auch bei Erkrankungen, die durch eine Zunahme des Nervenwasserdrucks (Idiopathische und sekundäre intrakranielle Hypertension, früher Pseudotumor cerebri) zu einer Veränderung am Eintrittspunkt des Sehnervens in den Augapfel (Papille) oder am Sehnerven selbst führen ein. Das Verfahren dient sowohl der Diagnose der Erkrankungen als auch zur Therapiekontrolle.