Von 1680 Mitarbeitern am Klinikum Lüneburg ist er wohl derjenige, der im vergangenen Jahr die meiste Aufmerksamkeit bekommen hat: Der „Kollege DaVinci“, wie einige das neue roboterassistierte System im OP getauft haben, kann auf ein erfolgreiches Jahr 2024 zurückblicken. „Wir haben knapp 300 Operationen mit dem DaVinci-Roboter durchgeführt. Angefangen haben wir mit drei OP-Tagen in der Woche, mittlerweile operieren wir damit jeden Tag und machen hochkomplexe chirurgische Eingriffe“, berichtet der stellvertretende Ärztliche Direktor, Prof. Bodo Schniewind, der am Klinikum einer von sieben Operateurinnen und Operateuren ist, die mit dem vierarmigen Roboter OPs durchführen. „Alles, was wir uns vor einem Jahr erhofft haben, beispielsweise die Präzision und die viel bessere Sicht durch die dreidimensionale Kamera, hat sich bewahrheitet. Für uns als Ärzte ist das ein großer Zugewinn und ein wichtiger Schritt, um für die Zukunft gut aufgestellt zu sein.“
Mehr Patienten mit Prostatakrebs am Klinikum Lüneburg
Das kann auch Prof. Mario Kramer, Chefarzt der Urologie bestätigen, der dieses Jahr neu ans Klinikum gekommen ist und bereits umfangreiche Erfahrungen in der robotischen Chirurgie aus Lübeck mitgebacht hat. „Mit Hilfe des Roboters lässt sich präzise und schonend operieren, den Patienten geht es nach den Operationen gut und sie können häufig früher entlassen werden“, erklärt Prof. Kramer. Der Roboter vermindere zudem bei der Entfernung der Prostata das Risiko einer Inkontinenz. „Seit wir den DaVinci haben, kommen noch mehr Patienten mit Prostatakrebs zu uns.“
Vorteile auch bei Operationen an der Lunge
Eingriffe gibt es aber auch in der Gynäkologie und im Bereich der Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie, beispielsweise bei Speiseröhren- oder Lungenkrebs. „Wir können Eingriffe minimalinvasiv machen, die sonst nicht möglich wären, beispielsweise bei Lungenkrebspatienten am Bronchialbaum, den der Roboter auf dem Monitor sehr stark vergrößert. Mit den interaktiven Armen lassen sich präzise Nahtverbindungen zum Erhalt von Lungengewebe herstellen“, bestätigt Thoraxchirurg Dr. med. Tobias Rose. Er und seine Kollegen stehen bei den DaVinci-Operationen nicht mehr am Tisch, sondern sitzen an einer Konsole, die – ausgestattet mit innovativer Technologie – die Handbewegungen skaliert, filtert und übersetzt. Diese werden dann in sehr präzisen Bewegungen von dem Roboter ausgeführt.
Mit ihm hat das Klinikum auch 2025 einiges vor, so soll das Portfolio an Operationen erweitert werden. Weitere Ärzte können an einer zweiten Konsole ausgebildet werden. Das Operieren mithilfe eines Roboters hat sich auch an anderen Kliniken etabliert, deutschlandweit gibt es bereits mehr als 320 Geräte dieser Art. In Nordostniedersachsen ist das Klinikum Lüneburg momentan noch das einzige Krankenhaus, das das Verfahren anbietet.