50 Jahre Herzschrittmacher in Lüneburg

Klinikum

Dr. Helmut Müller war 1973 mit knapp 30 Jahren Pionier am Klinikum Lüneburg

Eine silberne Dose, die in Lüneburg Geschichte geschrieben hat: Genau 50 Jahre ist es her, dass Dr. Helmut Müller am Klinikum den ersten Herzschrittmacher implantiert hat. „Wir waren jung und wollten etwas bewegen. Deshalb habe ich als Assistenzarzt für einige Wochen in der Klinik in Hamburg-St. Georg hospitiert und habe mir dort jeden Handgriff für die Operation angeeignet“, erzählt der Mediziner, der das Verfahren damals mit seinen knapp 30 Jahren als Pionier nach Lüneburg brachte.

Jetzt hat der 80-Jährige das Sammlerstück aus dem Jahr 1973 an Prof. Christian Weiß, Chefarzt der Klinik für Kardiologie des Klinikums, übergeben. Weiß implantiert zusammen mit seinem Team 250 bis 300 Herzschrittmacher im Jahr. Dazu kommen Defibrillatoren, die heute ebenfalls in den Brustkorb eingesetzt werden und Herzrhythmusstörungen beheben. „Das sind alles Routine-Eingriffe“, erläutert der Chefarzt. „Die Geräte sind mittlerweile deutlich kleiner als damals, und auch die Technik ist komplexer geworden.“ So hätten die Batterien heute bis zu 15 Jahre Laufzeit.

Dr. Helmut Müller (links) mit dem ersten am Klinikum implantierten Herzschrittmacher und Prof. Christian Weiß mit einem heutigen Modell.

Das war 1973 noch anders. Den ersten Schrittmacher, den Dr. Müller damals einsetzte, musste er nach zweieinhalb Jahren wieder austauschen. Die kleine Dose, die seinen damaligen Patienten vor sogenannten Adam-Stokes-Anfällen bewahrt hatte – so nennt man einen zu langsamen Puls mit Aussetzern – wurde gesäubert und lag viele Jahre auf seinem Schreibtisch. „Ich habe ihn in der Praxis immer als Briefbeschwerer benutzt, aber natürlich konnte ich meinen Patienten auch mal zeigen, wie so ein Gerät früher aussah“, sagt er. Neun Jahre lang hat Helmut Müller am Klinikum gearbeitet, ab 1977 hat er sich dann mit einer eigenen Praxis selbstständig gemacht, zunächst am Sande und später in der Feldstraße. Als er 2014 in Rente ging, landete der Herzschrittmacher vorübergehend in einer Kiste. Ab sofort vervollständigt er – frisch poliert und glänzend – die Sammlung alter Geräte in der Kardiologie des Klinikums.