Ab 1. Juli sind Demenzbeauftragte für Kliniken in Niedersachsen Pflicht
Eine neue Umgebung, ungewohnte Essenszeiten und das morgendliche Wecken: Was für die meisten Patienten bei einem Krankenhausaufenthalt eine Umstellung ist, bedeutet für Menschen mit Demenz besonders großen Stress. „Patienten mit demenziellen Erkrankungen reagieren sehr sensibel auf Ortsveränderungen und können oft nicht nachvollziehen, was mit ihnen passiert ist und wo sie sind“, weiß Steffi Wiards, Neuropsychologin der Klinik für Geriatrie. Gemeinsam mit Pflegedienstleitung Katrin Müller-Dümke wurde sie jetzt zur Demenzbeauftragten des Lüneburger Klinikums ernannt. Das Niedersächsische Krankenhausgesetz schreibt das ab 1. Juli 2023 verpflichtend für alle Kliniken vor.
Das Thema beschäftigt das Klinikum schon seit einigen Jahren, seit 2019 gibt es für Patienten mit Demenz, die mit einer akuten Erkrankung ins Krankenhaus kommen, die sogenannte Memory-Station. Außerdem hat eine multiprofessionelle AG aus Therapeuten, Pflegekräften und Ärzten Neuerungen auf den Weg gebracht, um die Orientierung für Menschen mit Demenz zu erleichtern. „Das fängt mit der Gestaltung der Räume an. Bei der Memory-Station hatten wir freie Hand und konnten diese mit einem großen Aufenthaltsraum, schönen Wandfarben und Heidemotiven besonders wohnlich gestalten“, freut sich Steffi Wiards. Wichtig seien aber auch Schulungen und Gespräche für alle Mitarbeitenden im Krankenhaus. „Jede und jeder hier muss wissen, wie man Patienten mit Demenz beispielsweise die Angst nehmen kann, wenn eine Behandlung oder eine Operation ansteht.“ Für OPs liegen neuerdings sogenannte Eli-Boxen bereit, in die die Patienten kurz vor Einleitung der Narkose die Brille, den Zahnersatz und die Hörgeräte ablegen können.Nach der OP sorgen die Stücke in dieser Box dafür, dass die Patienten sich wieder besser orientieren können.
Dass Orientierung ein ganz großes Thema ist, beschreibt Pflegedienstleitung Katrin Müller-Dümke aus dem Alltag auf den Stationen: „Es besteht immer auch die Gefahr für ein sogenanntes Delir, eine akute Verwirrtheit.“ Das Hauptproblem sei, dass diese Patienten ihre Bedürfnisse nicht so klar äußern können wie Menschen, die ansonsten gesund sind. „Für uns in der Pflege heißt es deshalb, die Patienten sehr genau zu beobachten und einige spezielle Pflegemaßnahmen anzuwenden“, so Müller-Dümke. Fingerfood-Essen, das die Patienten ohne Messer und Gabel zu sich nehmen können, gehöre genauso dazu wie ein Fragebogen, auf dem Angehörige mitteilen können, worüber der Patient gerne spricht, welchen Beruf er früher hatte und ob es eventuell kritische Lebensereignisse gab, die den Umgang beeinflussen könnten.
Steffi Wiards und Katrin Müller-Dümke haben beide eine Weiterbildung als Demenzexpertinnen im Krankenhaus gemacht. Die beiden sind für Angehörige unter folgender E-Mail-Adresse erreichbar: demenzbeauftragte@klinikum-lueneburg.de.