Gastroenterologen aus aller Welt zu Gast am Klinikum
Wer schon einmal bei einer Verlaufskontrolle in der Schwangerschaft dabei war, kennt sie nur allzu gut: Eine Ultraschalluntersuchung am Bauch. Dass diese Methode sich auch dafür eignet, um Menschen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa schonend und effektiv zu untersuchen, das ist die Vision von zwei Lüneburger Chefärzten.
„Wir haben uns immer gefragt, warum nur wenige Gastroenterologen so eine einfache Untersuchung wie den Ultraschall nutzen. Die Patienten werden in der Regel zur Computer- oder Kernspintomographie geschickt, dabei geht es so viel einfacher“, weiß Prof. Christian Maaser, Chefarzt der Geriatrie und Leiter des Ambulanzzentrums Gastroenterologie am Klinikum. Gemeinsam mit dem Ärztlichen Direktor und Chefarzt der Klinik für Allgemeine Innere Medizin, Gastroenterologie und Pneumologie, Prof. Torsten Kucharzik, war er zu diesem Thema viel auf internationalen Kongressen unterwegs und weiß: „Bis auf Deutschland und Italien hat ein normaler Arzt in anderen Ländern nie Kontakt zu einem Ultraschallgerät, weil es nicht Teil der Facharztausbildung ist. Dort ist der Ultraschall fest in der Hand der Radiologen.“
70 Gastroenterologen aus der ganzen Welt waren deshalb jetzt am Klinikum, um vom Wissen der beiden Lüneburger Chefärzte zu profitieren. Diese haben 2016 zusammen mit Kollegen aus Italien und Kanada den internationalen, gemeinnützigen Verein „IBUS“ gegründet, der mittlerweile 800 Mitglieder aus 56 Nationen zählt. Das Interesse an diesem Thema ist hoch, denn chronisch entzündliche Darmkrankheiten sind auf dem Vormarsch. „Die Zahlen nehmen weltweit zu“, sagt Prof. Torsten Kucharzik. „Man geht davon aus, dass ungesunde Ernährung und Lebensweisen die Darmbarriere verändern und dadurch die Erkrankung fördern.“
Regelmäßige Verlaufskontrollen seien bei dieser Krankheit sehr wichtig, um die Medikamente entsprechend anzupassen. Anders als CT und MRT, die man aufgrund der Strahlenbelastung und des Aufwandes nicht so häufig machen könne, eigne sich der Ultraschall dafür perfekt. „Wir haben uns deshalb dazu entschieden, die Methode wissenschaftlich weiterzuentwickeln, zu standardisieren und möglichst vielen Kolleginnen und Kollegen in der ganzen Welt zugänglich zu machen.“
Eine New Yorker Stiftung hat das Projekt bereits mit 3,5 Millionen Dollar unterstützt, davon werden auch die internationalen Workshops gefördert, die neben Lüneburg auch in Chicago, Tokio, Südamerika und diesen Herbst erstmals in Indien stattfinden. Ein weiterer Teil der Ausbildung ist eine Hospitation in einem zertifizierten Zentrum. „Dr. Frauke Petersen, Leiterin des Ultraschallzentrums am Klinikum, hat mit Ihrem Team in den letzten Jahren mehr als 40 Mediziner aus allen Kontinenten durch die praktische Ausbildung im Darm-Ultraschall geschleust“, so Torsten Kucharzik. „Wir freuen uns, dass wir dadurch so viel Kontakt zu Kollegen aus der ganzen Welt haben und unsere Erkenntnisse international weitergeben können.“