Als evozierte Potentiale (lateinisch evocare „herbeirufen”) wird eine neurologische Untersuchungsmethode bezeichnet, mit deren Hilfe die Leitfähigkeit und damit die Funktionsfähigkeit von Nervenbahnen getestet werden kann. Das Prinzip beruht auf der Reizung eines Sinnesorgans oder peripheren Nervs und der anschließenden Beobachtung des dadurch ausgelösten elektrischen Potentials in verarbeitenden Regionen des Nervensystems.
Jeder Sinnesreiz löst in den sensorischen Arealen des Gehirns minimale elektrische Potentialänderungen aus. Um die evozierte Aktivität messen und darstellen zu können, wird eine Mittelungstechnik verwendet, bei der die Reizantworten vieler Reize summiert werden. Durch die wiederholte Darbietung eines Reizes und die Mittelung des nachfolgenden EEG-Signals strebt die reizunabhängige Aktivität gegen Null, während das reizbezogene evozierte Potential aufsummiert und somit auswertbar wird. Bei einem durch Lichtblitze ausgelösten Potential genügen etwa 50 Reize, während zur Messung der frühen akustischen Hirnstammpotentiale etwa 1.000 bis 2.000 Reize dargeboten werden müssen.