Die erste Lumbalpunktion wurde 1891 von Heinrich Irenaeus Quincke in Kiel durchgeführt. Sie stellt somit eines der ältesten, bekanntesten, wichtigsten und sichersten diagnostischen Verfahren in der Neurologie dar, wobei sich die Beschaffenheit der Punktionsnadeln erfreulich weiterentwickelt hat. Die Verträglichkeit der Punktion ist heute weit besser als noch zu Quinckes Zeiten.
Als Lumbalpunktion (lat. Lumbus = Lende) wird die Punktion des das Rückenmark umgebenden Duralsacks im Bereich der Lendenwirbel bezeichnet. Dabei wird eine Hohlnadel in den Lumbalkanal auf Höhe der Lende eingeführt und Nervenwasser (Liquor cerebrospinalis) entnommen. Der Einstichort liegt zwischen den Dornfortsätzen des zweiten bis fünften Lendenwirbels, also deutlich tiefer als das untere Ende des Rückenmarks.
Bei Verdacht auf entzündliche, neurodegenerative oder maligne (bösartige) Erkrankungen der Hirnhäute oder des Gehirns (z. B. bei Meningitis, Enzephalitis, Neurolues, Multiple Sklerose, Meningeosis carcinomatosa, Alzheimer-Demenz u. a.) können so wichtige Marker ermittelt werden. Beispiele sind der Nachweis von Bakterien, Tumorzellen, Leukozyten, Glucose, Laktat, Blut, Nachweis von Störungen der Blut-Hirn-Schranke und oligoklonale Immunglobuline (zum Beispiel bei Multipler Sklerose). Je nach Fragestellung werden die Proben in unser hauseigenes Labor, in unsere Pathologie und/oder an ein Fremdlabor versandt.
Schon am Aussehen der gewonnenen Flüssigkeit lässt sich einiges feststellen: Normaler Liquor ist wasserklar, entzündlicher Liquor mehr oder weniger stark getrübt. Roter oder rot gefärbter Liquor ist bei frischen echten Blutungen (beispielsweise bei Subarachnoidalblutungen) oder künstlich herbeigeführten (z. B. durch die Punktion selbst verursachten) Blutungen zu beobachten. Bei älteren Blutungen ist unter Umständen eine gelbliche Verfärbung zu sehen.