Speiseröhrenkrebszentrum Lüneburg

Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom) ist eine Krebserkrankung in der Schleimhaut der Speiseröhre. Meistens sind Schluckbeschwerden das erste Anzeichen von Speiseröhrenkrebs. Die wichtigste Behandlungsmaßnahme bei Speiseröhrenkrebs ist die chirurgische Entfernung des Tumors.

Mit einem Anteil von rund zwei Prozent aller möglichen Krebserkrankungen gehört der Speiseröhrenkrebs zu den seltenen Krebsarten. In Deutschland erkranken pro Jahr etwa 7.200 Menschen neu an Speiseröhrenkrebs. Männer sind häufiger betroffen als Frauen.

Gesetzliche Vorsorgeuntersuchungen gibt es für die Erkrankung nicht, umso wichtiger ist es, mögliche Symptome ernstzunehmen und sich untersuchen zu lassen.

Speiseröhrenkrebssprechstunde

Bei Ihnen wurde Speiseröhrenkrebs diagnostiziert?
In der Speiseröhrenkrebssprechstunde des Klinikums Lüneburg können Sie alle Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen, auch familiäre Erberkrankungen, sowie das weitere Vorgehen mit Chefarzt Prof. Dr. med. Bodo Schniewind oder einem Vertreter/einer Vertreterin besprechen.

Telefonische Terminvereinbarung:
Sekretariat Silke Bockelmann
Tel. 04131 77 2201
silke.bockelmann@klinikum-lueneburg.de

Speiseröhrenkrebs

Speiseröhrenkrebs kann überall in der Speiseröhre entstehen. Je nachdem, von welchen Zellen der Krebs ausgeht, unterscheidet man Plattenepithelkarzinome und Adenokarzinome. Plattenepithelkarzinome liegen meist in den oberen zwei Dritteln der Speiseröhre und gehen von den oberflächlichen Schleimhautzellen aus. Adenokarzinome liegen häufig im unteren Drittel der Speiseröhre und gehen von den etwas tiefer in der Schleimhaut gelegenen Schleimhautdrüsenzellen aus.

Die Behandlung von Speiseröhrenkrebs erfordert ein professionelles medizinisches Umfeld und erfahrene Ärzte. In Nordostniedersachsen ist das Klinikum Lüneburg eines der führenden Häuser und verfügt über langjährige Erfahrung in der Diagnose und Therapie von Speiseröhrenkrebs.

 

„Speiseröhrenkrebstherapie ist immer Teamarbeit — eng verzahnt und gut abgestimmt. Sobald alle Untersuchungsergebnisse vorliegen, besprechen wir diese für jeden Patienten individuell in einer sogenannten Tumorkonferenz mit den Experten aller beteiligten Fachbereiche.“

Prof. Dr. med. Bodo Schniewind

Risikofaktoren für Speiseröhrenkrebs

Es sind verschiedene Faktoren bekannt, die das Risiko für Speiseröhrenkrebs erhöhen.

Dazu gehören Rauchen, Alkoholkonsum sowie chronisches Aufstoßen mit Rückfluss (Reflux) von Magensaft in die Speiseröhre, das sich auch als Sodbrennen bemerkbar macht.

Bei jahrelangem Reflux kann es zu Schleimhautveränderungen in der Speiseröhre am Übergang zum Magen kommen. Diese Veränderungen werden Barrett-Syndrom genannt und bedeuten ein deutlich erhöhtes Risiko für die Entstehung von Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom).

Mögliche Symptome bei Speiseröhrenkrebs

Je früher ein Speiseröhrenkrebs erkannt wird, desto besser sind die Heilungsaussichten.

Erste Anzeichen für Speiseröhrenkrebs können Schluckbeschwerden sein. Diese machen sich anfänglich nur beim Schlucken fester Nahrung bemerkbar, später auch beim Schlucken von Flüssigkeiten. Speiseröhrenkrebs kann sich aber auch durch Schmerzen beim Schlucken, Aufstoßen, Sodbrennen oder Heiserkeit bemerkbar machen.

Weitere typische, aber sehr seltene Beschwerden sind Appetitlosigkeit und schneller Gewichtsverlust, Erbrechen von Blut oder schwarz gefärbter Stuhlgang.

Auch wenn nur eines dieser Warnsignale häufiger auftritt, sollten Betroffene einen Arzt aufsuchen.

Untersuchungsmethoden bei Verdacht auf Speiseröhrenkrebs

Bei einem ausführlichen Gespräch schildern Sie dem Arzt zunächst alle Ihre Beschwerden und Vorerkrankungen (auch familiäre Erberkrankungen). Weiterhin wird eine körperliche Untersuchung vorgenommen. Dabei legen wir besonderes Augenmerk auf begleitende Erkrankungen von Lunge, Herz, Leber oder von Diabetes und Mangelernährung.

Diagnostiziert wird ein Speiseröhrenkrebs mit verschiedenen Untersuchungen. Dazu gehören

  • Speiseröhrenspiegelung und
  • Ultraschalluntersuchung.

Die beste Aussage über die lokale Tumorausdehnung und einen Befall regionaler Lymphknoten ist mithilfe der endoskopischen Ultraschalluntersuchung (Endosonographie) im Endoskopiezentrum möglich. Zur Entscheidung, ob eine Operation möglich ist und ob Vorbehandlungen wichtig sind, sind diese Informationen entscheidend.

Um die genaue Ausbreitung des Krebses im Körper festzustellen und die Behandlung zielgenau zu planen, werden in der Regel noch eine Computertomographie (CT) von Brust- und Bauchraum oder — in Einzelfällen — ein PET-CT durchgeführt.

Mit diesen Maßnahmen lässt sich das Tumorstadium in der Regel exakt diagnostizieren, was für den späteren Therapieerfolg entscheidend ist.

In diesem Video erhalten Sie einen ersten Überblick über die Diagnose einer Speiseröhrenkrebserkrankung am Beispiel eines Patienten.

Behandlungsmethoden bei Speiseröhrenkrebs

Unser Ziel ist es, Ihnen maßgeschneidert die bestmögliche Therapiekombination anzubieten. In sogenannten Tumorkonferenzen tragen wir das Wissen über die einzelnen Patienten zusammen und erarbeiten dann gemeinsam die individuell beste Therapiestrategie. Gastroenterologen, die sich auf die Verdauungsorgane spezialisiert haben und alle endoskopischen Untersuchungen vornehmen und Viszeral- sowie Thoraxchirurgen als Experten für die Bauch- bzw. Brustkorbchirurgie nehmen an diesen Tumorkonferenzen ebenso teil wie Strahlentherapeuten, Onkologen, Radiologen und Pathologen.

Die Entscheidung, ob beispielweise eine Operation oder eine kombinierte Strahlen- und/oder Chemotherapie durchgeführt wird, richtet sich nach Lage des Krebses, Ausdehnung, dem Krankheitsstadium und dem Ergebnis der feingeweblichen Untersuchung sowie den individuellen Voraussetzungen der Patienten.

Sehr kleine Tumore in einem Frühstadium können ihm Rahmen einer Speiseröhrenspiegelung entfernt werden.

Da Speiseröhrenkrebs häufig erst in einem fortgeschrittenen Stadium entdeckt wird, wird in der Regel eine Operation durchgeführt. Dabei wird der betroffene Teil der Speiseröhre entfernt und der Rest wieder mit dem Magen verbunden. Manchmal muss ein Stück Darm zur Überbrückung eingesetzt werden. Bei vollständiger Entfernung der Speiseröhre wird aus dem Magen eine Ersatzspeiseröhre konstruiert.

Häufig kommen zusätzlich Strahlentherapie und/oder Chemotherapie zum Einsatz. So kann es sinnvoll sein, den Tumor bereits vor der Operation (neoadjuvant) zunächst mit gezielter Bestrahlung und/oder Chemotherapie zu verkleinern.

In diesem Video erhalten Sie einen ersten Überblick über die Behandlung einer Speiseröhrenkrebserkrankung am Beispiel eines Patienten.

Speiseröhrenkrebsoperation

Die operative Entfernung von Tumoren der Speiseröhre gehört zu den aufwändigsten und anspruchvollsten Eingriffen in der Viszeral- und Thoraxchirurgie: Das liegt auch daran, dass sich der Krebs in der Regel nur zusammen mit einem größeren Abschnitt der Speiseröhre entfernen lässt. In den überwiegenden Fällen führen daher Chefarzt Prof. Dr. med. Bodo Schniewind und ein Oberarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thorachirurgie diese Operation im Klinikum Lüneburg durch.

Ziel des Eingriffs ist es, den Tumor vollständig zu entfernen und eine neue Verbindung herzustellen.

Bei Speiseröhrenkrebs muss die Speiseröhre meist teilweise oder fast ganz entfernt werden. Diese Operation, die neben dem Zugang zur Bauchhöhle auch einen Zugang zum Brustkorb verlangt, führen wir nur dann durch, wenn wir sicher sind, dass der Tumor auf die Speiseröhre oder den Übergang von der Speiseröhre zum Magen begrenzt ist.

In den meisten Fällen wird aus dem Magen, der als Ersatz für die Speiseröhre dient, ein schmaler Schlauch angefertigt. Als Speiseröhrenersatz ziehen wir diesen Magenschlauch nach oben und verbinden ihn im oberen Brustkorb oder am Hals mit der verbliebenen Rest-Speiseröhre. Falls dies nicht möglich ist, können wir die Lücke in der Speiseröhre auch durch Teile des Dickdarms überbrücken. Die Lymphknoten in der Umgebung des Magens und der Speiseröhre werden immer sorgfältig mit entfernt.

Um Schmerzen nach der Operation so gering wie möglich zu halten und die Patienten schnellstmöglich wieder „auf die Beine zu bekommen“, führen wir den Eingriff nach Möglichkeit minimal-invasiv, also laparoskopisch (Bauchhöhle) oder sogar laparoskopisch und thorakoskopisch (Bauch- und Brusthöhle) in der sog. Schlüsselloch-Technologie durch.

Nach der Operation erfolgt der Nahrungsaufbau langsam und vorsichtig. Zunächst dürfen nur ganz kleine Mengen leicht schluckbarer Speisen eingenommen werden. So wird die Schluckfunktion der neuen Speiseröhre schrittweise trainiert und aufgebaut.

Auch roboter-assistierte Operationsmethoden mit dem DaVinci-System als Weiterentwicklung der minimal-invasiven Technik bieten wir bei chirurgischen Eingriffe an der Speiseröhre und bei Speiseröhrenkrebs im Klinikum Lüneburg an. 

Das DaVinci-Operationssystem perfektioniert die sogenannte Thorakoskopie, bei der die Instrumente des Chirurgs über Hülsen in den Körper eingeführt werden. Statt mit einem großen Schnitt den Brustkorb zu öffnen und an Speiseröhre und Magen zu gelangen, genügen maximal fünf kleine Einstiche und ein etwa sieben Zentimeter langer Schnitt im Brustkorbbereich. Durch sie werden bewegliche Instrumente eingeführt, die der Chirurg über Roboterarme extrem präzise steuern kann. Der DaVinci nimmt also das direkte Halten und Bewegen der Instrumente ab. Der Chirurg sitzt an einer Konsole und steuert die Instrumente mit zwei kleinen Griffen. Dank des komplexen elektronischen Systems wird beispielsweise aus einer Fünf-Zentimeter-Bewegung der Hand ein zehn Millimeter langer, direkt ausgeführter Schnitt.

   
 



Vor allem die Naht an der Speiseröhre muss der Chirurg in Perfektion ausführen, damit sie schnell und vollständig ausheilt und exakt schließt. Auch an dieser Stelle lassen sich die Stärken des DaVinci mit seiner hochpräzisen Führung der Instrumente optimal nutzen, weil er neben den fein steuerbaren Instrumenten eine stark vergrößerte und räumliche Sicht liefert.

Als Ergebnis der Operation ist das krankhafte Gewebe entfernt und die Speiseröhre mit dem umgeformten Magen neu verbunden, so dass das zuvor entfernte Stück der Speiseröhre ersetzt ist.

Die DaVinci-Methode führt zu geringeren Gewebeschäden durch die Operation und entsprechend weniger Entzündungsreaktionen. Die Patienten haben weniger Schmerzen im Brustbereich, sind schneller wieder mobil und können besser wieder Essen zu sich nehmen. 
Zudem gibt es Untersuchungen, dass die DaVinci-OP bei Speiseröhrenkrebs in den Monaten nach der Operation das Risiko erheblich senkt, übermäßig viel Muskelmasse zu verlieren.

Hier finden Sie weitere Informationen zur Operationsmethode.

Chemo- und Strahlentherapie bei Speiseröhrenkrebs

Chemotherapie bei Speiseröhrenkrebs

Chemotherapien greifen die Krebszellen im ganzen Körper mit Medikamenten an, die die Zellen an ihrer Vermehrung hindern. Sind Lymphknoten von Tumorzellen befallen, kann die Chemotherapie bei einigen Patienten dazu eingesetzt werden, den Tumor vor einer Operation (neoadjuvant) zu verkleinern. Dies verbessert die Chance auf Heilung.

Darüber hinaus kann eine Chemotherapie bei Patienten mit Speiseröhrenkrebs zum Einsatz kommen, bei denen eine Operation nicht möglich ist. Neben dem Ziel einer Lebensverlängerung soll die Chemotherapie insbesondere der Linderung von Beschwerden dienen, die durch den Tumor verursacht werden.

In erster Linie kommen Kombinationstherapien zum Einsatz. Falls bei Ihnen eine Chemotherapie geplant ist, wird Sie der zuständige Arzt (Onkologe) genau über das Vorgehen und mögliche Nebenwirkungen aufklären.

 

Strahlentherapie bei Speiseröhrenkrebs

Strahlentherapien wirken lokal und gezielt und machen sich zunutze, dass Körperzellen den durch die Strahlen hervorgerufenen Schaden reparieren können, Krebszellen aber nicht.

Durch eine Strahlentherapie kann bei Beschwerden, die durch den Tumor hervorgerufen werden, bei guter Verträglichkeit ein guter Therapieeffekt erzielt werden, beispielsweise bei Schmerzen durch Metastasen in anderen Organen oder Knochen.

 

Kombinierte Behandlung aus Chemo- und Strahlentherapie

Eine Kombination aus Chemo- und Strahlentherapie kann ergänzend zur Operation angewandt werden oder dann, wenn eine Operation nicht möglich ist.

Begleitend zur Operation setzen wir in vielen Fällen eine kombinierte Chemo- und Strahlentherapie ein. In der Regel erfolgen diese Therapien vor der Operation, um den Tumor zu verkleinern, gelegentlich im Anschluss, um das Rückfallrisiko zu minimieren. Eine kombinierte Therapie kann beispielweise bei Patienten zum Einsatz kommen, deren Tumor noch zu groß ist, um sofort mit dem Ziel der Heilung operiert zu werden. Hier ist es das Ziel der Therapie, vor Operation den Tumor zu verkleinern um dadurch die Heilungsaussichten zu erhöhen.

Auch für Patienten, die trotz eines relativ kleinen Tumors nicht mit dem Ziel der Heilung operiert werden können, z. B. bei ungünstiger Lage des Tumors oder Erkrankungen von Herz und Lunge, bietet diese Therapieform eine gute Alternative zur Operation. Hiermit kann in einigen Fällen eine Heilung erzielt werden und Patienten profitieren unter diesen Umständen in gleichem Maße von der kombinierten Chemo- und Strahlentherapie wie von einer Operation.

In diesem Podcast informiert Prof. Dr. med. Bodo Schniewind zu Therapieoptionen bei Speiseröhrenkrebs.

Perspektiven und Nachsorge bei Speiseröhrenkrebs

Die Operation ist die einzige Möglichkeit bei Speiseröhrenkrebs eine Heilungschance oder ein verlängertes Überleben zu erzielen. Die Prognose hängt vom Krebsstadium ab. Bei Operationen in einem frühen Stadium kann die Heilungschance ausgesprochen günstig sein.

Auch wenn die Behandlungen der Speiseröhrenkrebs-Erkrankung umfangreich sind (Chemotherapie/Bestrahlung/Operation), erholen sich die Patienten in aller Regel nach einigen Monaten vollständig von den Belastungen der Behandlung. Sie können ein Leben mit guter und normaler Lebensqualität führen, so wie es vor Diagnose der Krebserkrankung bestand.

Um den Verlauf der Erkrankung zu beobachten und das Wiederauftreten von Tumoren frühzeitig zu erkennen, ist ein engmaschiges Nachsorgeprogramm mit regelmäßigen Kontrollen notwendig.

Ihr Ansprechpartner

Prof. Dr. med. Bodo Schniewind

Chefarzt

Facharzt für Allgemein-, Viszeral- und
Thoraxchirurgie

Stellv. Ärztlicher Direktor des Klinikums Lüneburg