Zentrum für Interstitielle Zystitis und Beckenschmerz

Die Interstitielle Zystitis (IC) und das Blasenschmerzsyndrom (BPS) sind seltene Erkrankungen. Unter dem gemeinsamen Begriff „IC/BPS“ werden die Interstitielle Zystitis und das Blasenschmerzsyndrom zusammengefasst. Dieses sind zwei verschiedene, aber miteinander verwandte Erkrankungen. Beide können ähnliche Symptome verursachen, wie zum Beispiel Schmerzen oder ein unangenehmes Gefühl im Bereich der Blase. Diese Symptome ähneln auch denen einer überaktiven Blase (OAB), aber die Ursachen und der Verlauf der Erkrankungen unterscheiden sich.

Charakteristisch für die IC/BPS ist ein starkes, chronisches Schmerz- oder Druckgefühl im Beckenbereich, das länger anhält. In vielen Fällen betrifft der Schmerz die Blase, zusätzlich treten Symptome wie ständiger Harndrang oder häufiges Wasserlassen auf. Es kann auch eine Entzündung der Blasenwand bestehen, die jedoch nicht durch Bakterien verursacht wird. Diese Symptome führen oft zu erheblichem Leid, das auch das Leben der Angehörigen beeinflusst. Betroffene haben häufig starke Schmerzen und müssen sehr oft zur Toilette, manchmal bis zu 60 Mal am Tag und in der Nacht. Dies kann zu sozialer Isolation und in manchen Fällen zu Arbeitsunfähigkeit führen.

Die klassische Interstitielle Zystitis ist eine schon lange bekannte Erkrankung, die erstmals 1887 vom New Yorker Arzt Alexander Skene beschrieben wurde. 1915 veröffentlichte der Gynäkologe Guy Hunner eine Studie, nach der die sogenannten „Hunner-Läsionen“ benannt sind – spezielle entzündliche Veränderungen in der Blase, die bei manchen Betroffenen auftreten. Diese wird als Hunner-IC (HIC) bezeichnet.

Die genaue Ursache der Interstitiellen Zystitis ist weitgehend unbekannt. Einige Betroffene leiden zusätzlich unter weiteren Symptomen wie Muskel- und Gelenkschmerzen, Migräne, Allergien oder Magen-Darm-Problemen und Nahrungsmittelunverträglichkeiten.

 

Die Interstitielle Zystitis ist eine Erkrankung, bei der es zu einer Entzündung der Blase kommt. Diese Entzündung kann durch verschiedene Dinge ausgelöst werden, wie zum Beispiel Verletzungen, eine Infektion, Giftstoffe, eine Autoimmunreaktion oder Allergien. Bei manchen Menschen mit IC treten zusätzlich spezielle Veränderungen in der Blasenwand auf, die sogenannten Hunner-Läsionen, oder es kommen andere auffällige Entzündungen der Blasenschleimhaut vor. Die Diagnose der IC/BPS erfolgt nicht durch ein einziges Untersuchungsergebnis, wie etwa eine Biopsie (Gewebeprobe), sondern wird durch das Gesamtbild der Symptome gestellt.

Es gibt zwei Hauptarten der Interstitiellen Zystitis:

1. **Hunner-Typ IC (HIC)**: Diese Form ist durch die sogenannten Hunner-Läsionen gekennzeichnet, die bei einer speziellen Blasenspiegelung sichtbar werden. Diese Läsionen zeigen sich als rote Stellen in der Blasenschleimhaut, die sich mit der Zeit verändern und bluten können.

2. **Nicht-Hunner-Typ IC (NHIC)**: Bei dieser Form sind keine Hunner-Läsionen sichtbar, aber es gibt Entzündungen oder andere Auffälligkeiten in der Blasenwand.

Das Blasenschmerzsyndrom (BPS) ist eine Sammlung von Symptomen, bei denen Betroffene chronische Schmerzen oder ein Druckgefühl im Unterbauch haben, die mit der Blase zusammenhängen. Diese Symptome treten auf, ohne dass eine Infektion oder eine andere Grunderkrankung vorliegt. Bei einer Blasenspiegelung zeigt sich keine auffällige Veränderung in der Blasenwand, weshalb sich das BPS von der Interstitiellen Zystitis unterscheidet.

Die überaktive Blase (OAB) ist eine weitere Erkrankung, die ähnliche Symptome wie IC und BPS verursachen kann, insbesondere häufigen Harndrang und das Bedürfnis, oft nachts zur Toilette zu gehen. Bei OAB ist der Hauptfokus auf dem Harndrang, während bei IC der Schmerz im Vordergrund steht. Die Diagnose von OAB und NHIC kann schwierig sein, da die Symptome sich überschneiden. Aber bei OAB zeigt die Blasenspiegelung keine Entzündungen, sondern eine Verdickung der Blasenwand. Auch unter dem Mikroskop zeigen sich bei OAB keine Entzündungen, im Gegensatz zur Nicht-Hunner-Typ IC.

Zusammengefasst, IC/BPS umfasst verschiedene Formen von Blasenproblemen, die durch unterschiedliche Ursachen ausgelöst werden können. Die Symptome können sich überschneiden, aber es gibt Unterschiede in der Diagnose und der Behandlung.

Aufgrund der Vielfalt an Symptomen und der schwierigen Diagnosestellung hat der ICA-Deutschland e. V., der Förderverein für Interstitielle Zystitis, spezielle „Zentren für Interstitielle Zystitis und Beckenschmerz“ ins Leben gerufen. Nach Auflösung des ICA Deutschland e.V. wurden die Zentren in die Deutsche Kontinenz Gesellschaft integriert, welche auch die Zertifizierung übernommen hat. Diese interdisziplinären Einrichtungen haben es sich zur Aufgabe gemacht, sich intensiv mit den Beschwerden von Menschen mit chronischen Blasenschmerzen auseinanderzusetzen. In den Zentren und deren Netzwerken arbeiten Expert*innen aus verschiedenen Bereichen wie Urologie, Gynäkologie, Chirurgie, Schmerztherapie, Neurologie, Ernährungsberatung, Psychosomatischer Medizin und Physiotherapie zusammen, um die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Es ermöglicht eine präzise Diagnostik und bietet eine Vielzahl möglicher Therapieoptionen an, unterstützt durch eine enge Zusammenarbeit mit externen Fachleuten.

Das Zentrum für Interstitielle Zystitis und Beckenschmerz des Klinikums Lüneburg wurde 2018 als drittes Zentrum dieser Art in Europa vom ICA-Deutschland e. V. zertifiziert. Nun ist das Zentrum von der Deutschen Kontinenz Gesellschaft zertifiziert.

Die Aufgaben des Zentrums für Interstitielle Zystitis und Beckenschmerz

  • Beratung, Untersuchung und Behandlung von Patienten, die unter chronischen Beckenschmerz-, Blasenschmerz- und Harndrangsyndromen und insbesondere Interstitieller Zystitis (IC) leiden
  • Angebot aller konservativen und invasiven Therapiemaßnahmen
  • Fort- und Weiterbildung
  • Öffentliche Aufklärungsarbeit und Informationsveranstaltungen
  • Beteiligung an Forschungsvorhaben

Das diagnostische und therapeutische Leistungsspektrum des Zentrums

Diagnostische Verfahren:

  • Ausführliche Beratungsgespräche
  • Krankheitsbezogene Fragebögen
  • Allgemeine körperliche Untersuchungen
  • Blasendruckmessungen (Urodynamik, inklusive Video-Urodynamik)
  • Blasenspiegelungen ohne und mit Narkose sowie Photodynamik
  • Blasendehnung (Hydrodistension)
  • Gewebeprobeentnahme (Probeexzision, transurethrale Resektion)
  • Pathologische Untersuchung mit Spezialfärbungen
  • Ggf. weitere Aufarbeitung der Gewebeproben

Konservative/interventionelle Verfahren:

  • Konservative Therapie
  • Orale Therapie
  • Intravesikale Therapie
  • Schmerztherapie
  • Interventionelle/operative Therapie

Operative Verfahren:

  • Transurethrale Resektion bzw. Lasertherapie von Ulzera
  • Zystektomie, Urethrektomie bei Mann und Frau
  • Verschiedene Formen der Harnableitung wie Blasenaugmentation
  • Ileum-Conduit
  • Neoblase
  • Kontinente Harnableitung (inklusive katheterisierbarer Nabelpouch)

Spezielle technisch-apparative Ausstattung:

  • Sonographie inklusive Perineal-/Introitussonographie und Endosonographie
  • Großer urodynamischer Messplatz
  • Endoskopie mit Urethrozystoskopie, photodynamischer Zystoskopie
  • Transurethrale Resektion, ggf. Laser

Sprechstunde

Freitag von 8 bis 12 Uhr
Anmeldung und Terminvereinbarung über die Urologische Ambulanz
Tel. 04131 77 3190

Ihr Ansprechpartner

Dr. med. Björn Theodor Kaftan

Leitender Oberarzt

Facharzt für Urologie

Koordinator des Zentrums für Interstitielle Zystitis und Beckenschmerz

Tel. 04131 77 2291
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